Was hat Aggression mit Depression zu tun?

Was hat Aggression mit Depression zu tun?

Wir alle kennen sie, die Wut. Sie kann heftig sein, überraschend, rauschend, überwältigend und befreiend.
Meist lassen wir sie nur raus in geschütztem Rahmen, zu Hause, in der Familie, bei engen Freunden. Die meiste Zeit schlucken wir sie jedoch runter.

Tritt uns jemand zu nah, fühlen wir uns übergangen, wurden wir missverstanden. Wir bleiben freundlich, angepasst.

Wut hat keine Lobby. Wut ist unangenehm. Wut hat Zerstörungsmacht. Wut bedeutet Schwäche in unserer Kultur. Wut wird oft mit Destruktivität gleich gesetzt.

Dabei hat Wut einige wichtige, sogar überlebensnotwendige Funktionen.
Unter anderen ist Aggression notwendig für den gesunden Loslösungsprozess eines Kindes. Aggression bedeutet auch PROgression, Fortschritt also!

Aggression und Progression

Der Mensch ist dazu gemacht, sich zu einem psychisch eigenständigen Wesen zu entwickeln. Dies gelingt nur mit einer guten Portion PROgression und eben auch Aggression. Die Aggression dient dazu sich abzugrenzen, die eigene Integrität aufzuzeigen, ein eigenes Selbst-Bewusstsein zu entwickeln.

Wunderbar zu sehen ist das, bei kleinen Kindern im Alter zwischen 2 und 5 Jahren. Die sogenannte „Trotzphase“. Ich spreche lieber von Autonomiephase. In dieser Zeit erleben wir Kinder oft als sehr wütend. Manchmal rasend, zerstörerisch und impulsiv. Sie schlagen um sich, sie werfen Dinge, sie beißen. Sie wissen nicht wohin mit sich. Meist fallen sie danach weinend in die Arme ihrer Eltern, weil sie so sehr gefordert wurden von dieser emotionalen Überflutung.

Was Eltern tun können

Wenn es Eltern gelingt, ihr Kind in dieser Phase der Autonomieentwicklung geduldig und verständnisvoll haltend zu begleiten, erfahren Kinder, dass sie auch mit ihren destruktiven, aggressiven Impulsen geliebt werden. Das ist eine ganz wichtige Erfahrung für eine gesunde psychische Entwicklung. Denn sie hilft einen Zugang und einen Umgang mit Aggression zu entwickeln.

Werden aggressive, autonome Impulse unterdrückt, den Kindern der Ausdruck sogar verboten, erleben sie Wut als etwas Schlechtes und versuchen sie zu unterdrücken. Dann passen sie sich an, wollen „brav“ sein und verleugnen einen wichtigen Teil ihrer Emotionen. Leider sind viele Menschen in der letzten Jahrzehnten so erzogen worden und aufgewachsen.

Heute wissen wir jedoch, dass Wut ein wichtiger Motor ist für Entwicklung, Abgrenzung und Autonomie. Eine gesunde Wut schützt vor Übergriffigkeiten jeder Art. Und Wut, die Ausdruck finden durfte und darf, kann vor Depressionen schützen.

Wut gegen das Selbst

In der tiefenpsychologischen Theorie geht man davon aus, dass Wut in der Depression gegen das Selbst gerichtet wird. Eigene Impulse werden von der Aggression niedergedrückt, bekommen keinen Raum. Es kann also keine echte autonome Entwicklung stattfinden. Sich selbst als wirksam erleben und damit ein gesundes Selbst-Bewusstsein auszubilden, ist nur sehr eingeschränkt möglich.

Wut, die nach außen Ausdruck finden kann, muss nicht abgewehrt werden und nicht selbstzerstörerisch sein. Sie hilft uns, uns zu selbstbewussten Menschen mit individuellen Kompetenzen zu entwickeln. Sie hilft uns, unser Selbst zu schützen und in eine gesunde Autonomie hineinzuwachsen.

Darum ist es so wichtig, einen Umgang mit diesem ungeliebten Gefühl zu erlernen – nicht nur für unsere Kinder, sondern auch für uns selbst!

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