HOCHBEGABUNG

Für das Glück müssen wir erst wissen, wer wir sind und wozu wir geschaffen wurden.
Frédéric Lenoir

WARUM DAS THEMA HOCHBEGABUNG?

Seit einigen Jahren begegnen mir in meiner psychotherapeutischen Arbeit immer häufiger junge Menschen, die sich in einer komplexer werdenden Welt, fremd und andersartig fühlen. Sie fühlen sich reifer als Gleichaltrige, sie denken schneller und komplexer. Sie interessieren sich für große, wichtige Fragen über das Leben, die Zukunft der Menschheit und die Entstehung der Welt. Sie sind sehr emotional, gefühlsintensiv, empathisch. Nehmen viele Feinheiten und Stimmungen ihrer Umwelt wahr, können andere Menschen sehr gut lesen und sich einfühlen. Gleichzeitig fühlen sie sich nicht zugehörig, oft unverstanden und isoliert. Die meisten von diesen beschriebenen jungen Menschen haben hohe ethische Werte, einen Anspruch an sich selbst, an ihre Leistungsfähigkeit und auch an die zwischenmenschlichen Beziehungen. Häufig verspüren sie ein inneres Druckgefühl, was oft nicht zugeordnet werden kann, worunter sie jedoch vermehrt leiden.

Auf der Suche nach Erklärungen und dem Wunsch sich selbst besser zu verstehen, werden ihnen von verschiedenen (therapeutischen) Professionen, psychische Diagnosen zugeschrieben, die jedoch immer wieder wichtige Aspekte ihrer Persönlichkeit ausser Acht lassen. Diese wichtigen Persönlichkeitsmerkmale sind Hochbegabung und Hochsensibilität.

Ungefähr zwei bis drei Prozent der Bevölkerung gelten als hochbegabt, das bedeutet, sie haben einen Intelligenzquotienten von mehr als 130. Typische Persönlichkeitsmerkmale von Hochbegabung finden sich aber meist schon ab einen IQ von 120.

Forschungsergebnisse gehen davon aus, dass das Phänomen Hochsensibilität bei etwa 20 Prozent der Bevölkerung zu finden ist. In psychotherapeutischen Praxen liegt der Wert sogar bei etwa 50%. Elaine N. Aron, eine sehr bekannte US-amerikanische Psychotherapeutin und Pionierin auf dem Gebiet der Hochsensibilität hat dazu ausführlich geforscht.

Aufgrund meiner eigenen Praxiserfahrung der letzten Jahren halte ich diese Werte für durchaus realistisch, stelle aber leider immer wieder fest, dass dieses Wissen nur kaum im Alltag therapeutisch Arbeitender angekommen ist.

Aber was bedeutet es vor allem für junge Menschen, wenn Sie in einem so wichtigen Anteil ihrer Persönlichkeit nicht gesehen und wahrgenommen werden?

WAS IST HOCHBEGABUNG?

Hochbegabung ist mehr als nur hohe Intelligenz oder ein hoher IQ-Wert. Begabung ist etwas sehr Individuelles und drückt sich bei jedem Menschen ein wenig anders aus. Zudem gibt es mindestens sieben verschiedene Begabungsformen, wie zum Beispiel, die musische Intelligenz, die kinästhetische Intelligenz, die naturalistische Intelligenz, die interpersonale Intelligenz u.a. Nur die kognitiv-logische Hochbegabung lässt sich durch einen standardisierten Test messen, alle anderen Formen der Begabung erfordern viel Erfahrung und einen geschulten Blick des „Diagnostikers“, um erfasst und dann auch entsprechend gefördert werden zu können. Die Mehrheit der Hochbegabten sind keine Überflieger oder Wunderkinder. Sie haben besondere Kompetenzen und Verhaltensweisen, die allzu oft missverstanden werden. Sie bleiben viel zu häufig im Hintergrund, in der Anpassung und in ihrem Wesen unerkannt. Mediale Berichterstattungen zeigen leider immernoch ein recht einseitiges Bild vom Leben und Wirken hochbegabter Menschen auf.

Ein wichtiges Merkmal von Hochbegabung ist beispielsweise die Kreativität. Sie zeigt sich vor allem in besonders großer gedanklicher Flexibilität, aussergewöhnlichen Lösungsansätzen und Originalität in der Problemlösung. Auch Offenheit, Neugier und Motivation für Neues sind wichtige Erkennungszeichen von Hochbegabung.

Wie sähe wohl eine Gesellschaft aus, die Hochbegabte sichtbarer werden lässt und ihre Stärken und Ressourcen für die Gemeinschaft mehr würdigt?

WELCHEN ZUSAMMENHANG GIBT ES ZUR HOCHSENSIBILITÄT?

Viele hochbegabte Menschen sind sehr sensibel und haben eine ausgeprägte Wahrnehmung. Sie sind besonders empfänglich für Reize, die sie aus der Umwelt wahrnehmen, seien es Geräusche, Lichtquellen, Gerüche oder Geschmäcker. Aber auch atmosphärische Eindrücke, Stimmungen von Menschen oder Spannungen in Gruppen nehmen hochsensible Menschen besonders wahr. Hochsensibilität ist keine Diagnose, sondern wird eher als überdauerndes Wesensmerkmal eines Menschen beschrieben. Hochsensible Menschen neigen dazu, vertieft und sehr gründlich über Zusammenhänge nachzudenken. Diese Art der Informationsverarbeitung und des komplexen Denkens lässt sie in ihrem Umfeld häufig auf Unverständnis stossen. Aufgrund des komplexen Erfassens von Situationen und deren Konsequenzen, sowie des Einfühlens in andere und der intensiven Verarbeitung von Emotionen, fallen Hochsensiblen Entscheidungen oft schwer. Diese Art der Informationsverarbeitung kann dazu führen, dass Ereignisse länger nachhängen, zerdacht werden und immer wieder reflektiert werden.

Ein weiteres Thema, was mir in meiner Begegnung mit hochsensiblen Kindern und Jugendlichen immer wieder auffällt, ist der Umgang mit neuen Situationen und die Gestaltung von Übergängen: vom Schlafen ins Wachen, von Zuhause in die Schule, vom Urlaub nach Hause…

Übergänge gibt es vielfältige im Laufe des Tages und diese werden besonders intensiv erlebt und benötigen entsprechende Regenerationszeiten, um das Erlebte zu verarbeiten und zu integrieren.

WELCHE BEDEUTUNG HAT HOCHBEGABUNG FÜR ELTERN?

Wissen Eltern um diese Besonderheiten, können sie sich leichter auf ihr Kind einstellen, es besser verstehen und empathisch begleiten. Hochbegabte und hochsensible Kinder machen ein Zusammenleben intensiv und spannend. Emotional abwechslungsreich, aber manches Mal auch (über)fordernd.

Manchmal erfordert es neue Wege und schwierige Entscheidungen, z.B. für einen anderen Bildungsweg oder eine besondere (Kita-)Betreuung der Kinder. Immer jedoch liegt die Chance der eigenen elterlichen Weiterentwicklung in der Auseinandersetzung mit dieser besonderen Persönlichkeit des eigenen Kindes.

Und nicht allzu selten liegt bei mindestens einem Elternteil ebenfalls eine (manchmal noch unerkannte) Hochbegabung oder Hochsensibilität vor. Für die Kinder kann es eine bereichernde Erfahrung sein, wenn die Eltern sich mit eigenen Anteilen ihrer Begabung auseinandersetzen und dieses Persönlichkeitsmerkmal eine Identifizierung für das Kind ermöglicht. Denn hochbegabte Andere zu finden ist gar nicht so leicht…

Sollten Sie als Elternteil, Ihr Kind oder sich selbst in einzelnen Aspekten meiner Beschreibung wiedererkennen und Beratung wünschen, dann melden Sie sich gerne über den Button „Zur Psychotherapeutischen Sprechstunde“.

Gerne schauen wir gemeinsam, wie ich Sie bei Ihrem Anliegen und Ihren Fragen unterstützen kann.

Hochbegabt Podcast

Hoch höher hochbegabt – der Podcast rund um Hochbegabung in der Familie

Seit einigen Monaten interviewe ich Eltern, deren Kinder mit Hochbegabung und auch Hochsensibilität in Berührung sind. Die Familien erzählen authentisch von ihren Erfahrungen in Schule und Kindergarten, von Herausforderungen und Möglichkeiten, die sie für ihre Kinder finden konnten. Es kommen aber auch Jugendliche,  junge Erwachsene und auch Experten rund um Hochbegabung zu Wort.

Hören Sie gerne rein und lassen Sie sich von den Geschichten inspirieren:

https://hochbegabt-podcast.de/

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