Good enough?

Good enough? Bin ich gut genug?

So viele Male habe ich Eltern sich diese Frage stellen hören. Eine Frage, die hunderte weiterer Fragen aufwirft, auf die es keine Antworten gibt.

* Wie soll ich mein Kind erziehen?
* Bekommt mein Kind, was es braucht?
* Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?
* Was soll mein Kind essen?
* In welche Schule soll mein Kind gehen?
* Wieviel gemeinsame Zeit brauchen wir als Familie?

Was bedeutet „gut genug“? Wer entscheidet, was genug ist? Wer sagt, was gut ist?

Viele Selbstzweifel liegen darin

Auch mich beschäftigen seit der Geburt meines ersten Kindes diese Fragen und Zweifel immer wieder. Die Angst, etwas verpasst zu haben oder die Sorge einen psychischen Schaden angerichtet zu haben, hat mich vor allem in der Anfangszeit sehr begleitet. Wissen wir doch inzwischen alle, wie prägend die ersten Lebensjahre sind… und dann auch noch als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin… Gerade ICH müsste es doch nun wirklich besser wissen und vor allem besser machen…

Dabei reicht es aus „good enough“ zu sein!

Der Begriff der „good enough mother“ stammt vom englischen Psychoanalytiker Donald Winnicott. Er spricht davon, dass es reicht, wenn wir als Mutter „hinreichend gut“ sind. Ihm geht es um eine kleinschrittige Entwicklung aus der Symbiose in die Autonomie, aus der Verschmelzung in die Loslösung – meines Erachtens für beide Seiten.

Dabei reicht es aus, hinreichend gut für das Kind da zu sein. Hinreichend gut auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Hinreichend gut Entscheidungen zu treffen. Das „Scheitern der Mutter“ (aus Sicht des Kindes) versteht Winnicott dabei als wichtige Aufgabe der Mutter, um das Kind in ein unabhängiges Leben zu begleiten.

Loslassen als Aufgabe

Letztlich geht es um eine Entwicklung des Kindes in die Autonomie. Darauf sollten wir Eltern uns einstellen und auch dazu beitragen. Denn ein Kind kann sich nur in die Autonomie entwickeln, wenn es ein sicheres Fundament gibt UND wenn die Eltern bereit sind, das Kind immer wieder ein Stück mehr loszulassen.

Je mehr wir als Eltern unsere eigenen Prägungen, Erziehungsvorstellungen und Ängste bearbeiten, desto freier können wir unsere Kinder ins Leben begleiten. Dann haben unsere Kinder die Chance, ohne allzu viele alte Muster im Gepäck, ihre eigenen Erfahrungen zu machen.

Wie ist eine gute Mutter?

Für mich bedeutet eine hinreichend gute Mutter zu sein, dass ich mich meinen Kindern mit meinen Fehlern, Schwächen und Prägungen zumute. Aber immer achtsam bleibe, welche alten Themen sich in unserer Beziehung zeigen. Dass ich eine innere Bereitschaft in mir trage, mich dieser Themen und Muster anzunehmen, auch wenn es manchmal unbequem und schmerzhaft ist. Dass ich auf mich schaue, dass ich für mich und meine Bedürfnisse sorge. Dass ich mein Zusammenleben mit meinen Kindern, als große Chance für meine eigene Entwicklung verstehe und jeden Tag dankbar dafür bin.

Un-Perfekt sein

Es reicht „good enough“ zu sein, nicht perfekt! Sei du selbst, steh zu dir und deinen Fehlern, sei ein authentisches Vorbild für deine Kinder! Das ist das größte Geschenk, was du ihnen machen kannst, denn das werden sie tief in ihr Herz schließen und daran erfahren, dass sie selbst auch Fehler haben dürfen und trotzdem gewünscht, gewollt und geliebt sind!

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